Vor einigen Tagen habe ich eine Samsung Galaxy Gear 2 - die neueste Smartwatch von Samsung - erhalten, welche ich im Rahmen eines Produkttests zusammen mit einem Samsung S5 testen durfte. In diesem Artikel möchte ich nach dem Blick auf die Hardware nun die Software mal näher beleuchten. Achtung: Dieser Artikel dreht sich um die Uhr ohne Zusatz “Neo”.

Die Uhr ist ab Werk wohl schon ein wenig vorgeladen, da man nach dem Auspacken sofort loslegen kann. Der erste Start braucht natürlich etwas länger…

Samsung Galaxy Gear 2
Samsung Galaxy Gear 2
Samsung Galaxy Gear 2

Nach dem Hochfahren möchte die Uhr nun mit einem Gear Manager 2 verbunden werden:

Samsung Galaxy Gear 2

Nun wird sich der versierte Android-Anhänger fragen: Woher soll man diese App bitte bekommen? Da offenbart sich die erste Schwachstelle: Die App ist nur für Samsung Handys und dann konsequenterweise nur über den Samsung AppStore verfügbar. Das gibt leider einen dicken Minus-Punkt meinerseits. Insgesamt ist es nachvollziehbar - so hat Samsung das Ecosystem unter Kontrolle und will einen Anreiz schaffen sich ein Samsung-Handy zuzulegen. Glücklicherweise habe ich zu meinem Produkttest ein Samsung Galaxy S5 dazu bekommen - ansonsten wäre an dieser Stelle Ende. Auf dem S5 konnte ich die App natürlich herunterladen - also geht es weiter ;)

Erstmal wird die Uhr via Bluetooth verbunden, dann wird diese mit einem Update versehen. Anschließend muss man noch diversen Bedingungen zustimmen. Zum Schluss wird dann eine kurze Einführung gezeigt.

Samsung Galaxy Gear 2
Samsung Galaxy Gear 2
Samsung Galaxy Gear 2
Samsung Galaxy Gear 2
Samsung Galaxy Gear 2

Werfen wir doch mal einen Blick in den Gear Manager:

Samsung Galaxy Gear 2

Als Beispiel kann man dort den “Startbildschirm-Styler” aufrufen, welcher das Bearbeiten des - wer hätte es gedacht - Startbildschirms der Uhr ermöglicht.

Samsung Galaxy Gear 2

Auch kann man dort in S-Health, die Gesundheitsapp von Samsung, springen. Über das Einstellungsrad kann man die Übertragung der S-Health-Daten der Galaxy Gear in das S-Health konfigurieren. So wird standardmäßig alle 24 Stunden der Status der Uhr an S-Health übertragen. Leider hat es bei mir weder manuell noch automatisch funktioniert - S-Health zeigte mir immer an, dass ich 0 Schritte gelaufen wäre und mein Puls nie gemessen wurde - sieht mir noch sehr buggy aus. Seltsamer weise wurden jedoch die Daten aus dem Schlaftracker sauber übertragen - zu dieser und der Puls-Funktionalität weiter unten mehr.

SONY DSC
Samsung Galaxy Gear 2

Die Benachrichtigungseinstellungen lassen sich hier ebenfalls ändern:

Samsung Galaxy Gear 2

Wenn man dann den Eintrag “Eigene Anwendungen” öffnet kann man sich nun eine Übersicht der installierten Apps anzeigen. Hier ein kleiner Usabilityfehler: Man kann keinen dieser Einträge anklicken. Lediglich die daneben platzierten Zahnräder sind für weitergehende Optionen gedacht.

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Weiter unten findet sich dann noch der Samsung App-Store, welcher einige Kategorien mitbringt. Für neue Gear Apps muss man diesen benutzen, derzeit ist die Auswahl aber eher noch mager. Teilweise sind die Apps, welche man als nützlich befinden würde, auch noch buggy (z.B. QR-Code reader), sodass man insgesamt nicht viel Spaß an den zusätzlichen Apps finden kann. Insgesamt stehen eher nur andere Zeitanzeigen und zweifelhafte Spielereien für 1€ zur Verfügung - nicht gerade ein Aushängeschild. Die einzige relativ brauchbare App, die ich zusätzlich immer noch drauf habe, ist mein RSS-Reader feedly.

Ist die Uhr erstmal grundsätzlich eingerichtet, kann es losgehen. Ich werde nun einige der Apps vorstellen:

  • Schrittzähler Scheint ganz brauchbar zu sein, auch wenn ich die Werte nicht zu ernst nehmen würde. Die Übertragung in S-Health klappt bei mir nicht - das mag aber an meinem Setup irgendwo liegen
  • Puls Zum Messen des Puls über die Uhr muss das Armband relativ fest um das Handgelenk gezogen werden, da die Messung sonst nicht so recht klappt. Auch habe ich noch nicht herausgefunden wie man das automatisieren könnte - ich muss immer manuell die Messung starten. Da es bei mir in mehr als der Hälfte der Fälle dann anzeigt hatte, dass es nicht geklappt hat, habe ich es ganz bleiben lassen.
  • Schlafen Der Nutzen dieser App ist mir noch nicht ganz aufgegangen. Die App zeigt einfach nur an, wieviel Prozent der Nacht man ruhig gelegen hat. Schickt man die Daten an S-Health, so kann man dies noch Stundenweise aufdröseln. Meine Frage an Samsung: Was mach ich mit diesen Infos? Ist ein wert von 94% ruhe dann gut oder schlecht? Tracker von Withings  oder anderen können mir dann wenigstens Schlafphasen anzeigen und ich könnte meine Weckzeiten optimieren, sodass ich nicht in einer Tiefschlafphase geweckt werde. Aber ob ich ruhig liege oder nicht…
  • Telefon Die Verbindung klappt auf Anhieb und die Sprachqualität war in Ordnung. Man kann entweder über ein Bluetooth Headset telefonieren oder sogar direkt über die Uhr. Ich komme mir zwar relativ bescheuert vor, in meine Uhr reinzusprechen, aber mein Gegenüber hat mich ganz gut verstanden - scheint also zu funktionieren.
  • Kontakte Hier kann man einen Kontakt auswählen (was schon bei rund 100 Kontakten eine Qual ist) und diesen dann Anrufen. Email-Adressen werden ebenfalls angezeigt, bringen jedoch keine Meldung - ich vermute dass diese nichts als Aktion hinterlegt haben.
  • Kamera Bei normalen Lichtverhältnissen macht die Kamera ganz vernünftige Bilder (was man eben bei 2 Megapixeln so erwarten kann). Werkseinstellung ist 1080x1080 Pixel, kann man aber auf 1920x1080 Pixel umstellen. Jedes Bild löst immer mit einem relativen lauten Ton aus - fand ich nicht so schön. Eine interessante Funktion war die Sprachauslösung. Dabei wird bei z.B. “lächeln” die Aufnahme eines Bildes ausgelöst.
  • S-Voice Der Siri-Verschnitt startet sehr langsam, Auswertungen der Sprache brauchen relativ lange. Ich hatte das gute Stück nach dem Wetter von morgen gefragt und hatte in der Zwischenzeit mein Nexus rausgezogen, entsperrt, die Wetterapp gesucht, geöffnet, aktualisiert und war genauso schnell… das muss besser sein.
  • SMS Kann nur mit der Standard-App. Nutzt man Whatsapp oder auch nur eine andere SMS-App hat man schon verloren.
  • WatchOn Remote Macht auf den ersten Blick einen ganz guten Eindruck für Anwender, die genau einen Fernseher haben. Wenn man - wie ich - den Ton via AV-Receiver bekommt, das Bildsignal über einen UPNP-Player und dann den Fernseher noch einstellen muss, wird das ganze nicht mehr praktikabel. Aber um mal schnell die Lautstärke umzustellen reicht es.
  • MP3-Player Musik muss über den Gear Manager einzeln oder 21 Titel auf einmal auf die Uhr übertragen werden, da diese von Lokal dann abspielt. Zudem lassen sich keine Ordner anlegen - das führt dann sowieso schnell zu Chaos. Man kann die Uhr auch via USB am PC anschließend, dann kann man auch Ordner erstellen…diese werden dann aber nicht erkannt - also legt es einfach direkt im Wurzelverzeichnis an. Wenn man aber ehrlich ist: Wer will schon die Blagen in der Straßenbahn nun mit Musik aus ihren Armbanduhren haben…der MP3-Player spielt ja laut über die eingebauten Lautsprecher der Uhr ab. Insofern ist das Feature sowieso seltsam - ich hätte mir eine Fernsteuerung des MP3-Players des Handys eher vorstellen können.

Mein persönliches Fazit:

Die Hardware ist schon sehr gut, der Akku hält relativ lange (3-4 Tage bei mir) und die Hardware ist auch gewichtstechnisch angenehm am Arm zu tragen. Aber die Software taugt noch nicht das was ich mir davon verspreche. Viel zu oft klappt irgendwas nicht, ist verwirrend oder nur schwer nachzuvollziehen. Aus meiner Perspektive sieht das so aus, als wenn Samsung hier schnell auf dem Markt wollte und dabei vergessen hat, dass da ja Software drauf muss, die dem Anwender Spaß macht. Es ist klar dass Smasung noch verdammt viel Arbeit vor sich hat. Bevor ich bereit bin für so eine Uhr rund 300 Euro auszugeben muss da noch sehr viel passieren. Gerade die bessere und durchdachtere Integration mit dem Handy ist aus meiner Perspektive ein muss. Wen ich jetzt nicht abgeschreckt habe - einfach bei Amazon kaufen :)